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Jugendfeuerwehr Hassel
Feuerwehr St. Ingbert, Löschbezirk Hassel
Aktive Jugendfeuerwehr Altersabteilung

Einblick in den Ausbildungsdienst: Übungsabend Sonderrohre

Mittwoch, 01.06.2016, 18:00

Im heutigen Ausbildungsdienst drehte sich alles um das Thema Sonderrohre. Die angehenden Feuerwehrmänner lernten hierbei im Rahmen einer Stationsausbildung einige Armaturen kennen, die sich vom klassischen "Mehrzweckstrahlrohr" deutlich unterscheiden...

Die "Bekannten": Schwer- und Mittelschaumrohr

Schwerschaumrohr und Mittelschaumrohr
verschiedene Rohre für verschiedene Schaumarten
Zur Erzeugung von Mittel- und Schwerschaum benötigt man unter anderem spezielle Strahlrohre, die durch ihre Konstruktion dem Wasser-Schaummittel-Gemisch Luft zuführen und somit Schaum erzeugen.

Schwerschaum ist ein relativ nasser Schaum, mit dem man gute Wurfweiten erzielen kann. Er wird bei Bränden von Feststoffen oder Flüssigkeiten (Brandklassen A und B) eingesetzt. Die wichtigsten Effekte, die zur Brandbekämpfung beitragen, sind hier die Kühlwirkung und der Trenneffekt. Schwerschaum kann zudem bedingt an senkrechten Flächen „kleben“ bleiben.

Durch die höhere Verschäumungszahl ist der Mittelschaum deutlich leichter als Schwerschaum und kann (sofern der Schaum nicht abfließen kann) bis zu 5 Meter hoch aufgeschichtet werden. Seine Haftfähigkeit an Oberflächen ist gering, wodurch er zum Fluten von Objekten eingesetzt werden kann. Neben dem Verdrängungseffekt gehören Trenn- und untergeordnet Kühleffekt zu den Löschwirkungen des Mittelschaums.

Wenn's nicht so viel ist: Die Mittelschaumpistole.

Mittelschaumpistole
kleineres Schaumrohr für Kleineinsätze

Die Mittelschaumpistole ist eine Kombination aus Schaumrohr, Zumischer und Schaummittelbehälter. Das Schaummittelkonzentrat befindet sich in einer Kunststoffflasche, die direkt an der Schaumpistole befestigt wird.
Die Schaumpistole eignet sich nur für kleine Einsätze. Die Wasserabgabe erfolgt mittels eines vor dem Griff befestigten Abzuges, welcher ständig gedrückt bleiben muss.


Mit der Füllung einer Kunststoffflasche kann man einen Schaumteppich von ca. 5 m² legen, bei einer Höhe von ca. 30 cm. Die Wurfweite beträgt etwa 1 bis 1,5 m.

Mehr Power: der Monitor.

Monitor mit Schaumrohr S8
Schaumabgabe über den Dachmonitor
Der Monitor ist ein großes Strahlrohr, welches auf dem Fahrzeugdach montiert ist und von Hand geschwenkt und geneigt werden kann. Er eignet sich sowohl für die Abgabe von Löschschaum als auch von einfachem Wasser. Dabei werden teilweise mehr als 1000 Liter pro Minute abgegeben und große Wurfweiten von bis zu 60 m erreicht. Dies ist besonders dort wichtig, wo eine Brandbekämpfung mit sehr viel Wasser aus großen Entfernungen nötig ist.
Der Monitor kann auch auf einem Bodengestell moniert werden und ist dann unabhängig vom Fahrzeug aufstellbar.


"Do it yourself": Der improvisierte Wasserringmonitor.

Behelfsmonitor
improvisierter Ringmonitor
Bei Bedarf kann man auch einen improvisierten Wasserringmonitor aus einem Verteiler, Stützkrümmer, B-Strahlrohr und einem C-Schlauch selbst bauen. Dazu wird das Strahlrohr mittels Stützkrümmer (entgegen seiner üblichen Durchflussrichtung) an den mittleren Verteilerabgang angeschlossen. Der C-Schlauch wird im Kreis um den Verteiler verlegt und in die Verteilerabgänge für das 1. und 2. Rohr angekuppelt und geflutet. Er dient so als guter Stabilisator für den Werfer.
Die Abgänge der Ringleitung am Verteiler sollten nach deren Flutung wieder geschlossen werden, um ein Zucken der Ringleitung bei Druckschwankungen zu vermeiden. Das bewegliche Knaggenteil des Stützkrümmers ermöglicht ein gewisses Ausrichten des Strahlrohres. Dieser "Behelfsmonitor" kann auch unbesetzt innerhalb eines Gefahrenbereiches betrieben werden.
Die Wurfweite eines B-Mehrzweckstrahlrohres und somit dieses "Behelfsmonitors" beträgt je nach Druck maximal 25 bis 30 m bei einem Wasserverbrauch zwischen 400 l/min (mit Mundstück) und 800 l/min (ohne Mundstück).

Das Hydroschild.

Hydroschild
Erzeugen einer Wasserwand mittels Hydroschild
Das Hydroschild ist eine Armatur zur Wasserabgabe zum Schutz bzw. zum Abschirmen gefährdeter Objekte. Es kann auch in Gefahrenbereichen betrieben werden, da es keinen Bediener benötigt. Mit einem C-Hydroschild kann eine Wasserwand erzeugt werden, die bis zu acht Meter hoch und weit über 25 m breit ist. Hierbei werden auch große Durchflussmengen zwischen 800 l/min bis über 1000 l/min erreicht.


Die "Exoten", beispielsweise das FireEx-Strahlrohr:

Fire-Ex 2000
Fire-Ex 2000
Wasser hat eine natürliche Oberflächenspannung und dringt dadurch nur extrem schwer in das Brandgut ein. Im Fire-Ex-Strahlrohr befindet sich eine Seifenkartusche, diese nimmt dem Wasser seine Oberflächenspannung. Viele erinnern sich bestimmt an den Versuch mit der Büroklammer, welche auf dem Wasser schwimmt bzw. was passiert wenn man Spülmittel hinzugibt...)
Dadurch kann das Wasser besser und tiefer in das Brandgut eindringen. Zusätzlich bildet sich ein leichter Schaumfilm der verhindert, daß Sauerstoff in das Brandgut gelangt. Durch die vollständige Benetzung des Brandgutes wird die Rauchbildung stark minimiert und das Brandgut kann sich nur sehr schwer wieder entflammen.
Dies machen wir uns beispielsweise bei Containerbränden zu Nutze. Denn gerade bei Papiercontainern sind die Glutnester innerhalb der dicht aufeinanderliegenden Papierabfälle ohne gewaltsames Öffnen und Ausräumen des Containers sonst nur schwer erreichbar.

Kein Sonderrohr: Das Hohlstrahlrohr.

Hohlstrahlrohr
Ein Hohlstrahlrohr
Das Hohlstrahlrohr ist kein Sonderrohr im eigentlichen Sinne. Es wird ergänzend zu den standartisierten Mehrzweckstrahlrohren zur Brandbekämpfung, vor allem im sogenannten Innenangriff (also der Brandbekämpfung innerhalb eines brennenden Raumes oder Gebäudes) verwendet.

Es hat gegenüber den klassischen Mehrzweckstrahlrohren, die Voll- oder Sprühstrahl erzeugen können, einige Besonderheiten. Daher haben wir uns auch diese näher angesehen:

Hohlstrahlrohre haben eine stufenlose Einstellmöglichkeit von Sprühkegel und Durchflussmenge.
Dies erlaubt eine schnelle und flexible Anpassung an die Verhältnisse eines Brandes. Somit können größere Wasserschäden vermieden werden.

Der Sprühstrahl beim Hohlstrahlrohr kann eine größere Fläche abdecken (durch teilweise bis über 120 Grad Öffnungswinkel).
Dies erlaubt einerseits eine verbesserte Kühl- und Löschwirkung (gerade bei der Rauchgasabkühlung im Innenangriff zur Verhinderung eines "Flash-Overs", der Rauchgasdurchzündung), andererseits auch eine erhöhte Sicherheit für den Angriffstrupp (das Hohlstrahlrohr bietet einen wirkungsvollen „Mannschutz“, übliche Mehrzweckstrahlrohre ohne eine spezielle "Mannschutzbrause" bieten dies nicht).

Der Sprühstrahl besteht aus kleineren Tröpfchen (≈ 0,3 mm) als bei klassischen Mehrzweckstrahlrohren, dadurch erhöht sich die Oberfläche der Tropfen insgesamt und damit auch die Kühlwirkung.

Spitzmaus
erfolgreiche Tierrettung


Letztendlich wurden dann auch mittels Hohlstrahlrohr die Spuren des "Fichtennadel-Übungsschaums" beseitigt.

Beim Rückbau konnte im letzten Moment eine junge Spitzmaus gerettet werden, die es sich während der Übung unbemerkt im Unterflurhydrant gemütlich gemacht hatte und von der Sturzflut des aus dem Standrohr zurückfließenden Restwassers in arge Bedrängnis kam. Nach erfolgter Rettung durch einen beherzten Griff und "Kontrolle der Vitalfunktionen" konnte die Maus wieder lebend in Freiheit entlassen werden ;-)


weitere Bilder:

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